Zeitungszustellung mit unserer Uschi B.
Unsere langjährige Zeitungszustellerin Uschi B. hat sofort zugestimmt, als ich sie gefragt habe, ob ich sie einmal morgens begleiten und fotografieren darf. Sie ist schon Jahrzehnte als Zustellerin tätig und sie sagt, dass ihr diese Arbeit richtig Spaß macht.
Pünktlich um 3:00 Uhr treffen wir uns an der Ablagestelle vor der Bäckerei. Der Ort ist noch so still und ruhig, wie man ihn sonst nicht kennt. Ich höre plötzlich Musik aus dem Haus gegenüber und wundere mich, dass keiner der Nachbarn sich beschwert. In der friedlichen Stille der Nacht hört man die wenigen Geräusche umso mehr.
Folien und Bänder, die die Zeitungen vor Wind und Nässe schützen, landen ganz unten in der Tasche. Die wird Uschi B. später zu Hause entsorgen.
Geschickt werden rund 120 Zeitungen in die Fahrradtaschen verteilt und die restlichen sehr ordentlich für den anderen Bezirk zurückgelassen. Dann geht’s los. Unsere langjährige Zustellerin kennt fast jeden Abonnenten persönlich. Eine Liste hat sie zwar bei sich aber sie merkt sich alle Zu- und Abgänge. Für mich ist das sehr erstaunlich. Ohne volle Konzentration geht das nicht.
Wir legen eine ordentliche Strecke mit dem Fahrrad zurück. Immer wieder werden Zeitungen in Rollen oder die Briefkästen gesteckt. Frau B. erzählt mir, dass Sie die Zeitung wenn möglich so einwirft, dass der Abonnent den Schriftzug SÜDKURIER als erstes sieht.
Wenn jemand Geburtstag hat, schreibt sie einen Gruß auf die Titelseite.
Manche Hauseingänge sind recht dunkel. Die Stirnlampe ist unverzichtbar. Ortkenntnisse sind von Vorteil.
Nach etwa einer Stunde haben wir das meiste geschafft. Für die letzten Zeitungen lassen wir das Fahrrad stehen und gehen zu Fuß weiter. Es geht jetzt steil bergauf. Wir erfreuen uns an wunderschönen Häusern, Gärten, Hauseingängen und Dekorationen. 13 Zeitungen später führt uns ein schmales steiles aber unbeleuchtetes Treppchen wieder abwärts Richtung Fahrrad. Uschi B. hat für solche Fälle eine zweite Taschenlampe bei sich.
Sie erzählt mir, dass ihr Bezirk zu jeder Jahreszeit anders aussieht. Der Sommer ist wunderschön, weil man ohne Jacke zustellen kann und die Gärten gepflegt sind. Wenn sich das Jahr im Herbst auf die kalte Jahreszeit vorbereitet, geht man durch Laub und das typische Laubrascheln ist wunderbar anzuhören. Schön ist auch die Weihnachtszeit. Die Menschen geben sich so viel Mühe, die Eingänge der Häuser zu dekorieren. Die Winterluft ist ganz besonders klar und unverbraucht in der Nacht. Im Frühjahr, genießt sie die ersten Blumen und das Gefühl, dass es wieder Sommer wird.
Zurück an der Ablagestelle sagt mir mein Fitness-Tracker, dass wir uns 110 Minuten bewegt haben und mein Tages-Soll zu 85% erfüllt ist. Ich freue mich und überlege, dass sich die Zusteller jeden Tag auf dieses Weise fit halten..
Für uns ist erst mal Feierabend. Und dieser beginnt mit einem wunderbaren Sonnenaufgang und dauert noch den ganzen Tag.
– Karoline Pattner –